È un bene per l’Europa?

Der Kampfpanzer Leopard bekommt deutsch-italienische Konkurrenz: Denn der deutsche Hersteller Rheinmetall und der italienische Rüstungskonzern Leonardo haben am Dienstag in Rom die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für den Panzerbau unterzeichnet, das für die Militärs in aller Welt eine Alternative darstellen soll. Das Joint Venture soll zu gleichen Anteilen von dem deutschen wie dem italienischen Unternehmen gehalten werden; für einen erwarteten Großauftrag des italienischen Militärs sollen aber 60 Prozent der Arbeiten in Italien erledigt werden, wo Rheinmetall über erhebliche Fertigungskapazitäten verfügt. 10 Prozent der Produktion werde bei Rheinmetall in Italien stattfinden, 40 Prozent bei Rheinmetall außerhalb Italiens, hieß es.

Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger betonte vor Journalisten in Rom seinen Anspruch: „Wir wollen einen europäischen Champion für Landsysteme schaffen“. Damit greift er zusammen mit Leonardo den deutsch-französischen Hersteller KNDS frontal an, der 2015 mit Unterstützung der Regierungen in Berlin und Paris durch die Fusion von Kraus-Maffei Wegmann und Nexter geschaffen worden ist. KNDS baut den erfolgreichen Leopard sowie den wichtigsten französischen Kampfpanzer Leclerc. Das Unternehmen bildet auch den Nukleus des zukünftigen deutsch-französischen Kampfpanzer-Projektes Main Ground Combat System (MGCS). Rheinmetall ist an dem Projekt ebenfalls beteiligt, denn der Hersteller baut die Kanone, das Feuerleitsystem und einige andere Elemente des Leopard.

Schon in zwei bis drei Jahren fertig

„Doch wir reden hier von einem System, das frühestens 2040 fertig wird“, sagt Papperger, „das ist in der heutigen Bedrohungslage zu weit weg“. Vor allem Italien muss seinen veralteten Bestand rasch ersetzen und will einen Großauftrag von bis zu 23 Milliarden Euro für mehr als 1000 gepanzerte Kampfsysteme über mehrere Jahrzehnte vergeben.

Daher unterbreiten Rheinmetall und Leonardo nun ein Angebot, das schon in zwei bis drei Jahren fertig sein soll: Es besteht aus dem von Rheinmetall entwickelten Kampfpanzer Panther KF-51, der nun freilich mit mehr italienischer Elektronik und teilweise mit Kanonen der Leonardo-Tochtergesellschaft Oto Melara ausgerüstet sein soll; der erste Panther könne schon zweieinhalb bis drei Jahre nach der Vertragsunterzeichnung ausgeliefert werden, sagte der Leonardo-Vorstandsvorsitzende Roberto Cingolani. Der Schützenpanzer Lynx könne bereits in zwei Jahren bei den italienischen Militärs eintreffen, heißt es.

Das gilt in Rüstungskreisen als ehrgeizig. Die Entwicklung des Panther, die vor vier Jahren begann, ist noch nicht fertiggestellt. „Wir sind schnell“, entgegnen die beiden Vorstandsvorsitzenden den Skeptikern; auch ihr Gemeinschaftsunternehmen hätten sie in wenigen Monaten ins Leben gerufen. Rheinmetall und Leonardo gehen nun in Konkurrenz gegen den kampferprobten Leopard, der von KNDS auch immer wieder in erneuerten Versionen herausgebracht wird. Doch Papperger und Cingolani sehen etliche Wettbewerbsvorteile darin, ihren Panzer von Grund auf neu zu entwerfen: So sei der Panther etwa 10 Tonnen leichter als der Leopard, er könne eine feuerstarke 130 Millimeter-Kanone tragen und er werde volldigitalisiert sein, betonte der Rheinmetall-Chef. Umfangreiche Kommunikationsfähigkeiten mit anderen Waffensystemen, bis hin ins Weltall sowie mit Soldaten auf dem Boden, werden ebenfalls angestrebt.

„Echter europäischer Verteidigungskonzern“

Einen Vertrag mit der italienischen Regierung gibt es bisher nicht, doch er wird erwartet. „Italien denkt sehr langfristig, das ist der richtige Ansatz“, lobte Papperger im Vorgriff darauf. Leonardo und das italienische Verteidigungsministerium hatten in den vergangenen Monaten eine überraschende Kehrtwende vollzogen. Noch im vergangenen Dezember unterzeichnete der italienische Hersteller mit KNDS eine Vereinbarung mit dem Ziel, „einen echten europäischen Verteidigungskonzern zu schaffen“, wie es in einer Presseerklärung hieß.

Im Februar dieses Jahres beschloss der Verteidigungsausschuss des italienischen Parlaments die Bestellung von 132 Leopard-Panzern des Typs 2A8 und von 140 Schützenpanzern. „Die Beschaffung bestehender Fahrzeuge aus deutscher Produktion ist eindeutig die schnellste Lösung, die unseren Bedürfnissen entspricht“, sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Abgeordnetenkammer, Nino Minardo, im Februar.

„Wegen des Krieges in der Ukraine ist der Bedarf riesig“

Im Juni aber scheiterte die Zusammenarbeit. Leonardo fand, dass KNDS seinem potentiellen Partner nur eine untergeordnete Rolle mit geringen Anteilen bei Entwicklung und Fertigung zugestehen wollte. KNDS wiederum wollte nicht zu stark von seiner Standardversion des Leopard 2 abweichen, die sich erfolgreich in vielen europäischen Ländern und in der Türkei verkauft. Das ermöglicht dem deutschen Hersteller Größenvorteile und den Streitkräften bessere Möglichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb der NATO, hieß es bei KNDS, einem Anbieter, in dem das ehemalige deutsche Familienunternehmen Krauss-Maffei- Wegman weitgehend den Ton angibt.

Leonardo-Chef Cingolani nennt indes den Terminplan als wichtigen Grund für das Scheitern. Der erste Leopard 2 A8 wäre erst fünf Jahre nach Vertragsunterzeichnung eingetroffen, sagte er am Dienstag. Diese lange Wartezeit sei neben den geringeren Arbeits- und Entwicklungsanteilen für die Italiener ein wichtiger Grund für den Schwenk zu Rheinmetall gewesen, sagte er. In deutschen Industriekreisen wird vermutet, dass die erste Auslieferung eines veränderten Leopard in der Tat viel Zeit gebraucht hätte, denn die Wunschliste nach einem Umbau gemäß italienischen Bedürfnissen sei sehr lang gewesen. Leonardo ist zum Beispiel stolz auf seine elektronischen Fähigkeiten mit Cloud und KI-Dienstleistungen; unter anderem besitzt das Unternehmen einen der leistungsstärksten Supercomputer der Welt.

Die italienischen Wünsche zu berücksichtigen wird jetzt indes auch eine Herausforderung für Rheinmetall – ein Konzern, der traditionell gerne auf viel eigene Fertigungstiefe setzt. Von der ungarischen Regierung gab es für den Panther bisher einen Vertrag für die Entwicklung bis zur Serienreife. Dieses Geschäft soll aber nicht in das Gemeinschaftsunternehmen einfließen. Für das Joint Venture erwarten die Unternehmen anfangs einen Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Euro, der mit der Zeit auf vier Milliarden Euro steigen könne. Den gesamten möglichen Umsatz in Europa in den nächsten 15 Jahren bezifferte er auf rund 50 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite soll bei 15 Prozent liegen. „Das ist ein gutes Geschäft“, betonte Papperger, „wegen des Krieges in der Ukraine ist der Bedarf riesig“.

Wie und ob der neue Panther aus dem Hause des Gemeinschaftsunternehmens namens „Leonardo Rheinmetall Military Vehical“ in einigen Jahren in das europäische Zukunftsprojekt MGCS integriert werden kann, bleibt abzuwarten. In Bezug auf den deutsch-französischen Regierungsvertrag, der für das MGCS-Projekt zugrunde liegt, sagte Leonardo-Chef Cingolani: „Es reicht nicht, wenn zwei Regierungen irgendetwas beschließen“. Er ist zuversichtlich, dass das deutsch-italienische Angebot in Zukunft auch berücksichtigt werde.

Stefania Zampa

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