Der Vorstandsvorsitzende der italienischen Bank Unicredit, Andrea Orcel, hat Interesse an einer Übernahme der Commerzbank bekundet. „Eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). „Privatkunden könnten besser unterstützt und der deutsche Mittelstand mit Finanzierungen gestärkt und international umfassender begleitet werden.“ Es gebe wenige Überschneidungen zwischen den Instituten. Damit könne eine Bank geschaffen werden, die sich geografisch gut ergänze und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert sei.
Die zweitgrößte italienische Bank hatte vergangene Woche 4,5 Prozent an der Commerzbank übernommen, die der deutsche Staat zum Verkauf gestellt hatte. Mit weiteren Anteilen, welche die Unicredit nach Angaben ihres Chefs Orcel ab diesem Sommer schrittweise erworben hatte, hält sie nun 9 Prozent und will weitere Anteile übernehmen.
Derzeit ist der deutsche Staat mit 12 Prozent noch der größte einzelne Anteilseigner an der Commerzbank. Der Bund war im Zuge der Finanzkrise 2008 zur Rettung bei der Frankfurter Bank eingestiegen, will nun aber seine restlichen Anteile verkaufen. Oppositionspolitiker und besonders die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierten eine mögliche Komplettübernahme durch die Unicredit scharf.
CDU-Chef Friedrich Merz warf der Bundesregierung schwere Fehler vor. „Da ist offenbar alles schiefgegangen, was schiefgehen kann“, schrieb der Oppositionsführer in einer E-Mail am Sonntag. Merz verwies darauf, dass der Aktienkurs der Commerzbank bei rund 26 Euro liegen müsse, damit der Bund ohne Verluste aus dem Anteilserwerb herauskomme. Gekauft habe Unicredit jedoch 4,5 Prozent der Aktien für 13,20 Euro je Aktie.
Die Bundesregierung war nach Angaben verschiedener Regierungsvertreter von der Übernahme der Anteile durch die italienische Bank überrascht worden. Orcel widersprach dem. „Unser Interesse an der Commerzbank war bekannt, und wir wären nicht aktiv geworden, wenn wir nicht willkommen gewesen wären“, sagte er dem „Handelsblatt“.
Als neuer Großaktionär und mit Blick auf eine potenzielle Komplettübernahme wolle er nun zunächst sicherstellen, dass sich sein Investment gut entwickle, sagte der Unicredit-Chef weiter „Es ist wichtig, dass die Commerzbank ihre Bilanz stärkt, wächst und dabei gleichzeitig profitabler wird.“
Die Commerzbank hatte das vergangene Jahr mit dem größten Gewinn seit 15 Jahren abgeschlossen. Der Konzernüberschuss der zweitgrößten deutschen Bank stieg im Vergleich zu 2022 um 55 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das war auch das Ergebnis eines strikten Sparkurses seit 2021. Seitdem wurde das Filialnetz deutlich verkleinert und tausende Stellen gestrichen.
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